Es gibt Meister im Wegwerfen, zu denen gehöre ich definitiv nicht. „Wertloser Krempel, weg mir dem Schrott“ – skandieren die einen, „kostbare Erinnerungsstücke“ oder „das kann man vielleicht noch mal gebrauchen“ – gibt die andere Fraktion zu bedenken, der ich mich, zugegebenermaßen, in den meisten Fällen, in denen solche Entscheidungen getroffen werden müssen, anschließe. Nicht selten allerdings hege ich leise Zweifel ob der Sinnhaftigkeit meiner diesbezüglichen Grundeinstellung. Ganz besonders dann, wenn z. B. bei einer Such- oder Umräumaktion in meiner Wohnung eine zwar lückenlose, jedoch dem Alter entsprechend, gleichermaßen verstaubte wie verblasste, und vor allem – seit dem ersten Durchblättern bis zum Tag der Wiederkunft – vollkommen in Vergessenheit geratene Sammlung alter Magazine aus den Siebzigerjahren wie ein Bote aus der Vergangenheit auftaucht.
Es gibt allerdings auch Fälle, in denen ich ein fröhliches Loblied auf meine Sammelleidenschaft anstimme. So geschehen, unlängst, beim Durchschauen alter Poster. Fiel mir doch bei dieser Gelegenheit tatsächlich das Plakat in die Hände, welches (sofern mich meine Erinnerung nicht trügt, doch wer wollte meine Behauptung widerlegen?!) meinen ersten öffentlichen Auftritt als Musiker dokumentiert. BULLFROG hieß die Band, bei der ich damals den Bass zupfte. Wir waren zu dritt, furchtbar laut und versuchten uns an Stücken von Rory Gallagher, Cream, Jimi Hendrix u. ä.
„Zyma“, „Karst“, „Springflut“ – sehr trendy! Zeitgemäße Namen für Rockbands – damals zumindest, vor einundvierzigeinhalb Jahren. Dem kühlen Rechner fällt auf: Jede der vier bei diesem Solidaritätskonzert (für was eigentlich?) auftretenden Bands kostete umgerechnet 87,5 Pfennige. Für die Spätgeborenen: Das ist eine alte Währung, die vor dem Euro als Zahlungsmittel diente, 100 Pfennige ergaben eine D-Mark … glaube ich …
In diesem Fall lag ich mit meinem Hang zum Archivieren richtig, finde ich.